Ich habe in Tirol gewohnt. Als ich jung war. Heute packen mich manchmal Anwandlungen, bei denen ich mich auf die saftigen Felder wünsche und mit den Freunden von damals um die Häuser ziehen will. Man könnte also sagen, dass ich wieder einmal nicht ganz objektiv bin, da Tirol ja irgendwie das Alabama Österreichs ist.
Ich glaube aber, dass niemand bei so etwas objektiv sein kann. Jeder über zwanzig hat einen Ort, den er mit seiner "Jugend" verbindet, den er aber aus irgendeinem Grund verlassen hat. Und wenn man dann Reese Witherspoon in diesem zuckersüßen Film sieht, packt einen doch irgendwie eine Wehmut und Sehnsucht nach "früher".
Natürlich kann man sagen, dass das Ende vorhersehbar und die Handlung realitätsfremd ist, aber wer will schon ein schlechtes Ende in einem Popcorn-Kino-Film? Man will, dass Jake das Mädchen kriegt, weil er im Gegensatz zu McDreamy kein Muttersöhnchen ist und seine Haare nicht so aussehen, als hätte er eine halbe Stunde gebraucht um sie so hinzukriegen. Man will auch, dass das Mädchen vom Land eine ultra-coole Modedesignerin geworden und trotzdem sympathisch geblieben ist. Man will das, eben weil es eben im echten Leben nicht so wäre.
Der Film fordert einen nicht gerade zu gedanklichen Höchstleistungen heraus, aber wenn man mitten in einem Sehnsuchtsloch steckt und sowieso findet, dass man früher glücklicher war, dann hilft er einem zwar nicht da raus, aber ab und zu sollte man sich einfach in seiner Sehnsucht suhlen. Denn besser wird es immer.
Sweet Home Alabama
Shutter Island
Bevor hier jemand eine objektive Kritik erwartet, muss ich zugeben, dass ich befangen bin, da ich Dennis Lehanes Buch gelesen und es als großartig befunden habe.
Die Marshalls Teddy Daniels und Chuck Aule sind auf Shutter Island um eine geisteskranke Patientin zu finden, die aus der Insel-Nervenheilanstalt entflohen ist. Je länger die beiden auf der Insel sind, desto mehr seltsame Vorkommnisse häufen sich. Als dann auch noch ein Sturm jeden Kontakt mit der Außenwelt verhindert, lösen sich alle Rätsel auf. Jedoch nicht in Wohlgefallen.
Leider konnte ich nie ganz den Hype um Leonardo DiCaprio verstehen. Als ich jünger war, liebte ich ihn heiß und innig, vielleicht kann ich ihn deshalb auch in seinen "erwachseneren" Rollen nicht ganz für voll nehmen. In Shutter Island finde ich ihn aber absolut nicht überzeugend, mehr noch, er wirkt auf mich wie ein verkleideter Zwölfjähriger, der sich den Hut seines Großvaters aufgesetzt und seine Hose bis über den Bauchnabel gezogen hat, um den typischen 50er-Jahre Mann zu spielen.
Auch Michelle Williams, die ich auch aus meinen frühen Kindheitstagen kenne, wirkt wie jemand, der einmal zufällig am Set war, und einfach als Daniels Frau eingeteilt worden ist. Jen Lindley ist für Größeres bestimmt! Kugelfisch Scorsese hätte das doch sehen müssen!
Soweit mein Gejammere, jedoch ist das Jammern auf sehr hohem Niveau. Der Film bietet ein fulminantes Finale, ein schreckliches Ende und eine Menge Schock- und Schreckensmomente. Es gibt Blut und Gefühle, sterbende Nazis und ermordete Kinder und nicht zuletzt Verrückte.
Und die Verrückten sind das Schlimmste in diesem Film: So gerne man hätte, dass sie alle nur schielende Idioten sind, da man damit das Böse, das Zerstörerische sofort erkennen würde, sehen viele von ihnen genauso normal aus wie unsere Nachbarn. Das ist schlimm, wer sagt uns schließlich, dass unser Nachbar nicht genauso verrückt ist? Viel schlimmer ist aber, dass ein paar von ihnen Gründe für ihre Taten haben. VERSTÄNDLICHE Gründe. Welche Ehefrau würde nicht gerne den Ehemann umbringen, der sie täglich prügelt?
Wie eine Figur so passend sagt: "Ab dem Zeitpunkt, ab dem du als verrückt eingestuft worden bist, ist alles was du machst nur ein Beweis für deine Verrücktheit.". Und diese Tatsache ist erschreckender als alles andere in diesem Film.
Sorry
Ich hasse es sehr, wenn die Autoren meiner Lieblingsblog sich entschuldigen, nicht mehr schreiben zu können, da sie gerade sehr, sehr beschäftigt sind. Aber ich muss mich leider in die Reihe der Beschäftigten stellen, denn momentan macht mir meine Ausbildung zum Berufs-Arschloch mehr Arbeit, als ich es gerne hätte.
Deshalb: Ich kann gerade nichts schreiben, ich bin sehr beschäftigt ...
Chatroulette - Rien ne va plus
Eine Webcam, drei Typen und ich. Dazu noch ein schneller Finger, auf Play geklickt und schon geht es los. Was sich anhört wie der Drehbeginn eines Amateur-Pornos ist der Beginn eines Abends mit der Seite „Chatroulette.com“. Wildfremde Webcam-Besitzer sind in einem kleinen Fenster auf der sporadisch geschalteten Seite zu sehen und wollen mit einem chatten. Durch F9 schaltet man zum nächsten „Stranger“, die meisten Gespräche dauern nicht länger als ein paar Sekunden. Eine Anmeldung ist weder möglich noch notwendig, was den Charme dieser Seite definiert. Soweit die trockene Theorie, die Praxis ist doch etwas bunter.
Die absolute Anonymität verleitet so manchen zu Dingen, die er so wohl nie in der Öffentlichkeit machen würde. Da gibt es die Versauten, die einfach mal so vor der Kamera masturbieren und ihr weibliches Pendant, das (etwas verzweifelt) nur im BH bzw. oben ohne vor der Webcam sitzt. Die 4chan Typen, die es irgendwie geschafft haben, Pornos statt Webcam-Bilder abspielen zu lassen. Meine persönlichen Favoriten sind die Wohltäter, die mit selbst gemalten Schildern für eine bessere Welt kämpfen: „Save the World- Show me Your Boobs!“. Die deutliche Mehrheit stellt aber jene normalere Gruppe, zu der auch wir die erste halbe Stunde gehört haben: die Schaulustigen.
Aber irgendwann will jeder mittendrin statt nur dabei sein. Eine Wall-e-Figur ist unser gemeinsames Webcam-Gesicht und fordert jeden Zuseher dazu auf, ihm Robo-Love zu zeigen, indem er den Robo-Dance tanzt. Zugegeben, meistens wurden wir einfach weggeklickt, manchmal aber haben wir Leuten ein Lächeln ins Gesicht gezaubert oder sie dazu gebracht, das Tanzbein zu schwingen.
Obwohl es sicherlich klügere Freizeitbeschäftigungen gibt, glaube ich, dass „Chatroulette“ eine der lustigsten ist. Empfindliche Leser sollten sich jedoch darauf vorbereiten mehr männliche Geschlechtsteile zu sehen, als ihnen lieb sein könnte.
Um die Bilder zu vergrößern, einfach draufklicken.
Offline Retail
Man liest in vielen Etepetete-Modemagazinen, dass Second-Hand-Shops eine wahre Fundgrube für Vintage-Klamotten sind. Dem musste ich bis heute widersprechen. Für mich sind sie einfach eine Ansammlung alter, muffig riechender Kleidung. Heute habe ich aber zufällig eine Perle gefunden, von der ich der ganzen Welt berichten möchte.
Offline Retail ist ein Laden, bei dem auf den ersten Blick gar nicht klar ist, dass es ein Second-Hand-Shop ist. Die weiße, cleane Einrichtung und die ausgestellten Stücke lassen vermitteln eher den Eindruck eins ausgefallenen Designer-Stores. Die freundliche Verkäuferin lässt einen jedoch glauben, man sei im Tante-Emma-Laden um die Ecke.
Von der Caritas durchgeführt, ist Offline Retail ein Projekt der Santner Privatstiftung, das suchtkranken Menschen Arbeit bietet. Schmuck, Tragetaschen und kleine Tabakbeutel werden von den Mitarbeitern selbst gefertigt, andere Waren von ihnen aufbereitet. Was genau bei der Aufbereitung passiert, kann ich nicht genau sagen, jedoch riecht die Kleidung in keinster Weise getragen bzw. muffig.
Die Auswahl der angebotenen Sachen zeigt Humor und Liebe zum Detail: Neben Teddy-Bären-Schals reihen sich Lederstiefel genauso wie Gürtel mit angehängten Silbertäschchen. Die Preise sind mehr als in Ordnung. Man würde für Stücke mit weniger Charakter in Geschäften wie H&M & Co. mehr bezahlen. Im März soll außerdem eine Änderungsschneiderei für die gekauften Kleidungsstücke eingerichtet werden, so dass diese den eigenen Bedürfnissen angepasst werden können.
Dieser Second-Hand-Shop hat einen ganz eigenen Charme, dem man spätestens dann verfällt, wenn die Verkäuferin die Einkäufe in eine Mülltüte einpackt.
Meine heutige Errungenschaft: € 25 und es passen zwei bis drei Elefanten rein.
Weitere Informationen zum Projekt findet man bei der Caritas und bei Anton Paar.
Andrew Davidson - Gargoyle
Ein Verbrennungsopfer (im ganzen Buch wird nicht einmal sein Name erwähnt) erwacht im Krankenhaus, schrecklich verbrannt. Ihm fehlen mehrere Zehen und so ganz nebenbei sein Penis. Irgendwann taucht eine Frau auf, die behauptet, ihn aus einem früheren Leben zu kennen und (OH WUNDER!) er verliebt sich in sie und verwandelt sich (leider, leider) vom sehr unterhaltsamen Porno-Saulus in den unlustigen Eunuchen-Paulus.
Wer jetzt denkt, dass das Buch ab dem Moment schlecht wird, in dem die verrückte Marianne Engel (ja, sie heißt wirklich so. Davidson will ja schließlich nicht riskieren, ein Klischee auslassen) auftaucht, hat Recht. So Raucherlungen-schwarz der Humor in den ersten Kapiteln ist, so vorhersehbar und unglaublich langweilig ist der Rest. Wenn die Figuren liebevoller beschrieben wären und Davidson nicht versucht hätte, eine Million Geschichten gleichzeitig zu erzählen, wäre die Vorhersehbarkeit kein Problem (siehe E-Mail für dich, Stolz und Vorurteil), aber wie wir alle wissen: Wenn das Wörtchen "wenn" nicht wär', wär' mein Vater Millionär.
Außerdem nervt diese "Ohhhh, das ist ein sooooo bedeutungsvolles Buch, mit einer Milliarde Anspielungen"-Attitüde. Was soll zum Beispiel dieser Blödsinn, dass der Protagonist keinen Namen hat? Soll das heißen, wir können uns alle in ihn hinein fühlen? Wenn ja, dann sollte Davidson seinen Kopf so lange gegen einen Tisch hauen, bis ihm klar wird, wie seicht das ist. Und das unser Brickett-Mann erst dann ein besserer Mensch geworden ist, nachdem er seine schöne Hülle und damit auch seine Karriere als Porno-Star und Liebhaber hinter sich gelassen hat? Huiuiui, ich glaube, es ist gerade eine Souterrain-Wohnung über dem Niveau von Davidson frei geworden ist.
Die Konstellation verbrannter-Porno-Star trifft Mittelalter-Schnalle hätte doch zwei sehr naheliegende Möglichkeiten geboten, ein erfolgreiches und gutes Buch zu schreiben. Möglichkeit eins wäre es gewesen, eine humorvolle Auseinandersetzung mit den Themen Religion und Gott zu beschreiben. Das dies erfolgreich sein kann, zeigt Safiers „Jesus liebt mich“. Die andere Möglichkeit wäre es, eine hübsche kleine Liebesgeschichte daraus zu zaubern. Eine (gefühlte) Milliarde von Fantasy-Romanen zeigt, dass manche Leute auf sowas stehen. Davidson hat jedoch lieber seinem Bedürfnis nachgegeben Dostojewski jr. zu spielen und kläglich versagt.
Wem meine Tiraden nicht genügen, um sich eine Meinung zu bilden, soll sich vor Augen halten, dass ich mich beim Schreiben dieses Eintrages mehrmals habe zurückhalten müssen, die Worte "Scheiße", "beschissen" und "ewig verlorene Stunden meines Lebens" zu verwenden.
Happy Valentines-Day!
Ich möchte an dieser Stelle allen einen schönen Valentinstag wünschen und hoffe, dass sie an diesem Tag Zeit mit Menschen verbringen, die sie lieben.
Und für die schweigsamen, verschlossenen unter uns folgen hier zwei Möglichkeiten, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen: