Marjane Satrapi – Sticheleien

Frauen im Iran sind ungebildet, ihren Männern gegenüber unterwürfig und sind immer damit beschäftigt neue Terroristen in die Welt zu setzen. Nicht wenige Menschen im so unglaublich fortschrittlichen Westen haben dieses Vorurteil. Ein etwas anderes Bild von Iranerinnen zeigt Marjane Satrapi in ihrem Buch „Sticheleien“.

„Über andere reden verschafft dem Herzen Luft“

Nach dem Essen treffen sich die Frauen aus Satrapis Familie und ihrem Bekanntenkreis zum Teetrinken (während die Männer ein Schläfchen machen). Dabei erzählt man sich so manche Anekdote und tratscht über all jene, die gerade nicht zugegen sind. Da wird zum Beispiel genauso humorvoll über Fast-Kastrationen in der Hochzeitsnacht wie über die Wiederherstellung der Jungfräulichkeit geplaudert.

Die Iranerinnen, die uns Satrapi in diesem Buch zeigt, unterscheiden sich von einander. Sie gehören unterschiedlichen Altersstufen an, sind clever, naiv, hübsch, weniger hübsch, Hausfrauen und Künstlerinnen. Ihnen gemein ist aber, dass sie sich (und ihrem Herzen) Luft verschaffen, indem sie sich von ihren Probleme und Erfahrungen erzählen. Manche von ihnen tun dies mit einem sarkastischen Unterton, andere weinend und schluchzend.

Aber jede von ihnen ist so zärtlich beschrieben und wirkt dadurch so lebendig, dass man fast hofft, in seinem Wohnzimmer die Frauengruppe Tee trinkend anzutreffen. Und wissen Sie was? Es wäre ein wundervoller Nachmittag, den man erleben würde.

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